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Die Dia­gno­se des Dra­vet-Syn­droms gestal­tet sich auf­grund der viel­fäl­ti­gen Sym­pto­me oft schwie­rig, zumal sich die­se mit ande­ren Epi­lep­sie­for­men über­schnei­den kön­nen. Erfah­re auf die­ser Sei­te mehr über die Bedeu­tung von Gen­tests und wel­cher gene­ti­sche Defekt als Haupt­ur­sa­che des Dra­vet-Syn­droms gilt.
Die Dia­gno­se des Dra­vet-Syn­droms allein anhand kli­ni­scher Sym­pto­me ist auf­grund der gro­ßen Varia­bi­li­tät oft schwie­rig, ins­be­son­de­re in einem frü­hen Sta­di­um. Zudem über­schnei­den sich eini­ge Sym­pto­me mit ande­ren Epi­lep­sie­for­men wie dem Doo­se-Syn­drom (myo­klo­nisch-asta­ti­sche Epi­lep­sie) oder dem Lenn­ox-Gastaut-Syn­drom, wäh­rend ande­re erst nach meh­re­ren Jah­ren erkenn­bar wer­den.
Ein Gen­test kann in Ver­bin­dung mit der kli­ni­schen Ana­mne­se dazu bei­tra­gen, das Dra­vet-Syn­drom früh­zei­tig zu bestä­ti­gen und die best­mög­li­che The­ra­pie ein­zu­lei­ten. Fach­li­te­ra­tur emp­fiehlt einen gene­ti­schen Test bei Säug­lin­gen im Alter von 2 bis 15 Mona­ten, wenn sie ent­we­der einen ers­ten ver­län­ger­ten hemi­k­lo­ni­schen (halb­sei­ti­gen) Anfall oder einen ers­ten krampf­ar­ti­gen epi­lep­ti­schen Sta­tus in Ver­bin­dung mit Fie­ber oder nach einer Imp­fung erlei­den – sofern kei­ne ande­re erklär­ba­re Ursa­che vor­liegt.

Mehr als 85 Pro­zent der Dra­vet-Betrof­fe­nen haben eine Muta­ti­on in einem Gen, das als SCN1A bekannt ist (kurz für Natri­um­ka­nal-Alpha-1-Unter­ein­heit). Das SCN1A-Gen ent­hält Anwei­sun­gen, einen soge­nann­ten gene­ti­schen Code zur Bil­dung einer wich­ti­gen Art von Pro­te­in im Gehirn, die als Natri­um­io­nen­ka­nal bekannt ist. Eine Muta­ti­on im Code des SCN1A-Gens kann zu einer feh­ler­haf­ten Funk­ti­on die­ses Natri­um-Ionen­ka­nal-Pro­te­ins füh­ren.

Jeder Mensch hat zwei Kopien des SCN1A-Gens – eine von jedem Eltern­teil. Vie­le der Gen­mu­ta­tio­nen, die im Dra­vet-Syn­drom gefun­den wer­den, ver­hin­dern, dass eine die­ser bei­den Kopien so funk­tio­niert, wie sie soll­ten. Damit bleibt nur eine funk­tio­nel­le Kopie des SCN1A-Gens übrig. Dies führt zu einer soge­nann­ten Haplo­in­suf­fi­zi­enz, bei der eine funk­tio­nie­ren­de Kopie nicht aus­reicht, um Sym­pto­me zu ver­hin­dern.

Nach einem posi­ti­ven gene­ti­schen Test­ergeb­nis emp­fiehlt sich eine aus­führ­li­che gene­ti­sche Bera­tung, um den gene­ti­schen Befund genau­er zu ver­ste­hen und The­men wie die Erb­lich­keit zu bespre­chen. Obwohl eine Muta­ti­on für die Dia­gno­se nicht unbe­dingt erfor­der­lich ist, kann sie zur Bestä­ti­gung einer kli­ni­schen Dia­gno­se und zur Behand­lungs­steue­rung bei­tra­gen.

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Etwa 10 bis 15 Pro­zent der Men­schen mit Dra­vet-Syn­drom haben ent­we­der kei­ne ent­deck­te SCN1A-Muta­ti­on oder in sel­te­nen Fäl­len Mutation(en) in ande­ren Genen. Dazu gehö­ren: CN2A, SCN8A, SCN1B, PCDH19, GABRA1, GABRG2, STXBP1, HCN1, CHD2 und KCNA2.

Die Dia­gno­se des Dra­vet-Syn­droms erfor­dert somit eine sorg­fäl­ti­ge kli­ni­sche Beur­tei­lung, unter­stützt durch gene­ti­sche Tests, EEGs und bild­ge­ben­de Ver­fah­ren. Eine inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen Neu­ro­päd­ia­tern, Epi­lep­to­lo­gen, The­ra­peu­ten und den Fami­li­en ist ent­schei­dend für eine umfas­sen­de Betreu­ung der betrof­fe­nen Kin­der.