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Dys­auto­no­mie, also eine Funk­ti­ons­stö­rung des auto­no­men Ner­ven­sys­tems (ANS), ist eine häu­fi­ge Begleit­erkran­kung beim Dra­vet-Syn­drom. Das ANS steu­ert unbe­wusst Kör­per­funk­tio­nen wie Herz­fre­quenz, Blut­druck, Tem­pe­ra­tur, Ver­dau­ung und Atmung. Ist die­se Regu­la­ti­on gestört, kön­nen viel­fäl­ti­ge Sym­pto­me den All­tag stark beein­träch­ti­gen.

Die genau­en Grün­de, war­um es beim Dra­vet-Syn­drom zu Pro­ble­men mit dem auto­no­men Ner­ven­sys­tem (Dys­auto­no­mie) kommt, sind noch nicht ganz klar. For­schen­de ver­mu­ten aber, dass die Gen­ver­än­de­rung im SCN1A-Gen – die typisch für das Dra­vet-Syn­drom ist – nicht nur das Gehirn all­ge­mein, son­dern auch das auto­no­me Ner­ven­sys­tem beein­flus­sen kann.

Die­ses Ner­ven­sys­tem steu­ert auto­ma­tisch vie­le wich­ti­ge Kör­per­funk­tio­nen wie Atmung, Herz­schlag, Schwit­zen oder die Tem­pe­ra­tur­re­ge­lung. Stu­di­en an Tie­ren mit Dra­vet-Syn­drom zei­gen, dass schon leich­te Rei­ze wie Wär­me oder kör­per­li­che Anstren­gung Stö­run­gen aus­lö­sen kön­nen. Das bedeu­tet: Dra­vet-Betrof­fe­ne reagie­ren mög­li­cher­wei­se emp­find­li­cher auf äuße­re Ein­flüs­se als ande­re.

Dys­auto­no­mie kann eine Viel­zahl von Sym­pto­men ver­ur­sa­chen, die indi­vi­du­ell vari­ie­ren kön­nen. Zu den häu­figs­ten gehö­ren:

  • Tem­pe­ra­tur­re­gu­la­ti­ons­stö­run­gen: Unfä­hig­keit, die Kör­per­tem­pe­ra­tur ange­mes­sen zu regu­lie­ren, was zu Über­hit­zung oder Unter­küh­lung füh­ren kann.
  • Herz-Kreis­lauf-Pro­ble­me: Schwan­kun­gen der Herz­fre­quenz (Tachy­kar­die) und des Blut­drucks, die zu Schwin­del oder Ohn­macht füh­ren kön­nen.
  • Ver­dau­ungs­pro­ble­me: Ver­lang­sam­te Magen-Darm-Bewe­gun­gen, die zu Ver­stop­fung oder ande­ren Ver­dau­ungs­be­schwer­den füh­ren kön­nen.
  • Ver­än­der­tes Schwitz­ver­hal­ten: Über­mä­ßi­ges Schwit­zen (Hyper­hi­dro­se) oder ver­min­der­tes Schwit­zen (Anhi­dro­se), was die Tem­pe­ra­tur­re­gu­la­ti­on wei­ter beein­träch­tigt.
  • Schlaf­stö­run­gen: Pro­ble­me beim Ein- oder Durch­schla­fen, die durch auto­no­me Dys­re­gu­la­ti­on ver­ur­sacht wer­den kön­nen.

Die Behand­lung der Dys­auto­no­mie beim Dra­vet-Syn­drom zielt dar­auf ab, die Sym­pto­me zu lin­dern und die Lebens­qua­li­tät zu ver­bes­sern. Zu den emp­foh­le­nen Maß­nah­men gehö­ren:

  • Umwelt­an­pas­sun­gen: Ver­mei­dung von extre­men Tem­pe­ra­tu­ren, Ver­wen­dung von Kühl­wes­ten oder ‑tüchern und Anpas­sung der Umge­bungs­tem­pe­ra­tur, um Über­hit­zung oder Unter­küh­lung zu ver­hin­dern. Ver­mei­dung hei­ßer Bäder.
  • Medi­ka­men­tö­se The­ra­pie: In eini­gen Fäl­len kön­nen Medi­ka­men­te zur Sta­bi­li­sie­rung des Blut­drucks oder zur Ver­bes­se­rung der Ver­dau­ungs­funk­ti­on ein­ge­setzt wer­den.
  • Ernäh­rungs­be­ra­tung: Anpas­sung der Ernäh­rung zur Unter­stüt­zung der Ver­dau­ung und zur Ver­mei­dung von Magen-Darm-Beschwer­den.
  • Phy­sio­the­ra­pie: Geziel­te Übun­gen kön­nen hel­fen, die Kreis­lauf­re­gu­la­ti­on zu ver­bes­sern und Sym­pto­me wie Schwin­del zu redu­zie­ren.
  • Regel­mä­ßi­ge Über­wa­chung: Kon­ti­nu­ier­li­che Beobachtung der Sym­pto­me und Anpas­sung der Behand­lung in Zusam­men­ar­beit mit einem inter­dis­zi­pli­nä­ren medi­zi­ni­schen Team.

Aktu­el­le Stu­di­en kon­zen­trie­ren sich dar­auf, die Mecha­nis­men der Dys­auto­no­mie beim Dra­vet-Syn­drom bes­ser zu ver­ste­hen und effek­ti­ve Behand­lungs­stra­te­gien zu ent­wi­ckeln. Ziel ist es auch, dass die Ver­bin­dung zwi­schen auto­no­mer Dys­re­gu­la­ti­on, epi­lep­ti­schen Anfäl­len und SUDEP wei­ter­zu­er­for­schen.