Die Ursachen für Schlafstörungen beim Dravet-Syndrom sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielt die Genveränderung im SCN1A-Gen, die den Schlaf-Wach-Rhythmus stören kann. Das liegt daran, dass diese Genveränderung die Nervenzellen im Gehirn beeinflusst. Studien mit Mäusen zeigen, dass dadurch der Tiefschlaf (Non-REM-Schlaf) weniger erholsam und der Schlaf insgesamt unregelmäßiger werden kann.
Auch nächtliche Anfälle, die bei vielen Kindern mit Dravet-Syndrom vorkommen, stören den Schlaf. Zusätzlich können bestimmte Antiepileptika, wie Stiripentol, Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit verursachen.
Kinder mit Dravet-Syndrom zeigen häufig Schwierigkeiten beim Einschlafen und Durchschlafen. Laut einer aktuellen Studie haben 75 Prozent der Dravet-Betroffenen Schlafprobleme. Mehr als ein Drittel berichten von Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen. Weitere häufige Symptome sind nächtliches Aufwachen, Tagesmüdigkeit und eine gestörte zirkadiane Rhythmik, das bedeutet, dass der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus des Körpers aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Diese Schlafprobleme können zu einer Verschlechterung der kognitiven Funktionen, Verhaltensauffälligkeiten und einer erhöhten Anfallsbereitschaft führen. Auch die Lebensqualität der Eltern und betreuenden Personen kann durch den gestörten Schlaf erheblich beeinträchtigt werden.
Die Behandlung von Schlafstörungen beim Dravet-Syndrom erfordert einen individuellen Ansatz. Einige Familien berichten von positiven Erfahrungen mit der Einnahme von Melatonin zur Verbesserung des Schlafs. In einer randomisierten kontrollierten Studie zeigte Melatonin jedoch keine signifikante Verbesserung der Gesamtschlafzeit im Vergleich zu Placebo, obwohl einige Eltern subjektive Verbesserungen berichteten.
Neben medikamentösen Ansätzen können auch nicht-pharmakologische Maßnahmen hilfreich sein. Dazu gehören eine konsequente Schlafhygiene, feste Schlafenszeiten und die Reduzierung von Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen. Bei nächtlichen Anfällen kann die Anpassung der Medikation in Absprache mit dem behandelnden Neurologen sinnvoll sein.
Zur Überwachung nächtlicher Anfälle nutzen viele Familien Geräte wie Babyfone, Pulsoximeter oder spezielle Anfallserkennungsgeräte. Diese können helfen, Anfälle frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren, um das Risiko eines Status epilepticus oder eines plötzlichen unerwarteten Todes bei Epilepsie (SUDEP) zu minimieren.
Eltern, die Schlafprobleme bei ihrem Kind mit Dravet-Syndrom feststellen, sollten diese frühzeitig mit dem behandelnden medizinischen Team besprechen. Eine interdisziplinäre Betreuung, die Neurologen, Schlafmediziner und gegebenenfalls Psychologen einbezieht, kann dabei helfen, individuelle Lösungsansätze zu entwickeln.