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Das SCN1A-Gen ist ent­schei­dend für das Gleich­ge­wicht elek­tri­scher Signa­le im Gehirn. Ver­än­dert sich das Gen, wie bei den meis­ten Fäl­len des Dra­vet-Syn­droms, reicht die nor­ma­le Funk­ti­on der Ner­ven­zel­len nicht mehr aus, was Krampf­an­fäl­le begüns­ti­gen kann. Auf die­ser Sei­te erfährst du, wie das SCN1A-Gen funk­tio­niert.

In den Zel­len unse­res Kör­pers steckt ein Bau­plan, die soge­nann­te DNA. Dort sind vie­le ein­zel­ne Abschnit­te gespei­chert, die man Gene nennt.

Eines die­ser Gene ist das SCN1A-Gen. Es ist beson­ders lang – es umfasst etwa 160.000 Buch­sta­ben (genannt Nukle­in­säu­ren, dar­ge­stellt durch A, T, C und G). Aber nur ein klei­ner Teil davon, rund 6.000 Buch­sta­ben, ent­hält tat­säch­lich die wich­ti­gen Anwei­sun­gen für die Eiweiß­pro­duk­ti­on.

Die Zel­le stellt aus dem SCN1A-Gen eine Arbeits­ko­pie her, die soge­nann­te mRNA. Dabei wer­den nur die wirk­lich rele­van­ten Abschnit­te aus­ge­schnit­ten und zusam­men­ge­setzt. Die Zel­le liest die mRNA in Drei­er­grup­pen von Buch­sta­ben und setzt die­se Infor­ma­ti­on zu einem Eiweiß zusam­men – dem Nav1.1‑Natriumkanal. Die­ses klei­ne Eiweiß sitzt in bestimm­ten Ner­ven­zel­len und wirkt wie ein Schal­ter für elek­tri­sche Signa­le. Es hilft den Zel­len, elek­tri­schen Strom zu erzeu­gen und wei­ter­zu­lei­ten.

Der Nav1.1‑Kanal wirkt wie ein klei­ner Schal­ter für elek­tri­sche Signa­le im Gehirn. Er kommt vor allem in bestimm­ten Ner­ven­zel­len vor, den soge­nann­ten hem­men­den Neu­ro­nen.

Die­se Neu­ro­nen haben die Auf­ga­be, über­ak­ti­ve Signa­le zu brem­sen – sie sor­gen dafür, dass das Gehirn nicht „über­hitzt“. Die Nav1.1‑Kanäle hel­fen die­sen Zel­len, elek­tri­schen Strom gezielt zu erzeu­gen und wei­ter­zu­ge­ben.

Damit das Gehirn im Gleich­ge­wicht bleibt, müs­sen erre­gen­de und hem­men­de Signa­le gut auf­ein­an­der abge­stimmt sein. Fehlt die Brem­se – also die hem­men­den Signa­le – gera­ten die erre­gen­den Signa­le außer Kon­trol­le. Das kann zu Krampf­an­fäl­len füh­ren.

Bei rund 80–90 Pro­zent aller Kin­der mit Dra­vet-Syn­drom ist das SCN1A-Gen ver­än­dert, man spricht von einer Muta­ti­on. Men­schen haben von jedem Gen zwei Kopien: eine von der Mut­ter, eine vom Vater. Beim Dra­vet-Syn­drom ist meist eine der bei­den Kopien des SCN1A-Gens mutiert. Die ande­re Kopie ist zwar gesund, reicht aber nicht aus, um genug Nav1.1‑Kanäle her­zu­stel­len. Das nen­nen Wis­sen­schaft­ler Haplo­in­suf­fi­zi­enz, also „eine Hälf­te reicht nicht“.

Die Fol­ge: Es wird zu wenig von die­sem wich­ti­gen Eiweiß pro­du­ziert, und die Ner­ven­zel­len, die brem­sen sol­len, kön­nen nicht rich­tig arbei­ten. Dadurch gerät das Gleich­ge­wicht im Gehirn durch­ein­an­der und es kommt leich­ter zu epi­lep­ti­schen Anfäl­len und wei­te­ren neu­ro­lo­gi­schen Sym­pto­men.