Ein epileptischer Anfall entsteht, wenn die Nervenzellen im Gehirn plötzlich und unkontrolliert gleichzeitig Signale abgeben. Dieser „Kurzschluss“ stört für kurze Zeit die normale Funktion des Gehirns.
Wie sich ein Anfall äußert, hängt davon ab, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind:
- Manche Anfälle führen zu Zuckungen oder Schütteln des ganzen Körpers.
- Andere betreffen nur einen Arm, ein Bein oder eine Körperhälfte.
- Es kann auch sein, dass ein Kind plötzlich bewusstlos wird, kurz abwesend wirkt oder ungewöhnliche Empfindungen hat (z. B. Kribbeln, Schwindel oder ungewöhnliche Bewegungen).
Nicht alle Anfälle sehen also wie ein „großer Krampfanfall“ aus. Manche wirken von außen sehr unscheinbar.
Ärztinnen und Ärzte unterscheiden Anfälle in zwei große Gruppen, je nachdem, wo im Gehirn sie entstehen.
Bei fokalen Anfällen beginnt die ungewöhnliche elektrische Aktivität in einem bestimmten Bereich einer Gehirnhälfte. Deshalb können die Symptome sehr unterschiedlich sein: Manche Kinder haben zum Beispiel Zuckungen oder Steifigkeit nur in einem Arm oder im Gesicht, andere verspüren ein Kribbeln oder ungewöhnliche Sinneseindrücke wie seltsame Geräusche oder Gerüche. Manche bleiben währenddessen ansprechbar, andere wirken verwirrt oder abwesend. Ein solcher Anfall kann auch klein anfangen und sich dann auf das ganze Gehirn ausbreiten. Man spricht dann von einem „fokal beginnenden, sekundär generalisierten Anfall“.
Generalisierte Anfälle betreffen dagegen von Anfang an beide Gehirnhälften. Diese Anfälle sind meist deutlicher zu erkennen: Es kann zu einem klassischen „großen Krampfanfall„mit Bewusstseinsverlust, Versteifung und rhythmischen Zuckungen kommen. Manche Kinder haben aber auch kürzere Anfälle, etwa ruckartige Zuckungen an Armen oder Kopf (myoklonische Anfälle), kurze Abwesenheitsmomente mit leerem Blick (Absencen) oder plötzliche Spannungsverluste, bei denen sie einfach zusammensacken oder hinfallen (atonische Anfälle).
So zeigt sich schon: Nicht jeder Anfall sieht gleich aus. Während manche sehr auffällig sind, können andere so unscheinbar wirken, dass sie im Alltag leicht übersehen werden.
Zur Beschreibung der verschiedenen Phasen von Anfällen wirst du vielleicht auf folgende Begriffe stoßen:
-
„Ictal“ bedeutet, dass gerade ein Anfall stattfindet.
-
„Postiktal“ bedeutet, dass du dich in der Zeit nach einem Anfall befindest.
-
„Interiktal“ beschreibt die Phase zwischen zwei Anfällen.