Ein leich­ter Schnup­fen lös­te den ers­ten Anfall von Dra­vet Erik aus, als er neun Mona­te alt war. Mit sei­ner Fami­lie wohnt der inzwi­schen 8‑Jährige im hes­si­schen Rod­gau. Sei­ne Eltern Eva und Mar­cus erzäh­len sei­ne Geschich­te.

Könnt Ihr uns etwas über Eriks ers­te Anfäl­le erzäh­len? Wie habt Ihr sie bemerkt und dar­auf reagiert?

Eriks ers­ter Anfall trat auf, als er 9 Mona­te alt war. Es war rei­ner Zufall, dass wir es bemerkt haben. Er lag allei­ne in sei­nem Bett, und wir woll­ten abends noch ein­mal nach ihm schau­en, bevor wir selbst schla­fen gin­gen. Da merk­ten wir, dass etwas nicht stimm­te, und rie­fen sofort den Not­arzt. Wir wuss­ten nicht, wie lan­ge er schon krampf­te. Er hat­te ledig­lich einen leich­ten Schnup­fen.

Wann und wie wur­de bei Erik das Dra­vet-Syn­drom dia­gnos­ti­ziert? Gab es spe­zi­fi­sche Anzei­chen, die zur Dia­gno­se führ­ten?

Nach dem ers­ten Anfall trat bei Erik alle paar Wochen wäh­rend leich­ter Infek­te oder bei schnel­len Tem­pe­ra­tur­an­stie­gen und ‑abfäl­len erneut Krämp­fe auf, oft mit Sta­tus-Nei­gung. Anfangs wur­de ver­mu­tet, dass Erik kom­pli­zier­te Fie­ber­krämp­fe hat. Doch unse­re dama­li­ge Neu­ro­lo­gin äußer­te sehr schnell den Ver­dacht auf das Dra­vet-Syn­drom. Mit etwa 13 Mona­ten wur­de dann ein Gen­test bei Erik durch­ge­führt.

Wie hat sich das Leben für Euch als Fami­lie seit der Dia­gno­se­stel­lung ver­än­dert?

Seit der Dia­gno­se dreh­te sich unser Leben kom­plett um die­se Krank­heit. Alles war neu und wir hat­ten vie­le Ängs­te. Ein Zitat wur­de für mich (Eva) sehr wich­tig: „Wir müs­sen das Leben los­las­sen, das wir geplant haben, damit wir das Leben leben kön­nen, das uns erwar­tet.“

Wel­che Her­aus­for­de­run­gen stel­len sich im All­tag mit Eriks Dra­vet-Syn­drom?

In den ers­ten Jah­ren dreh­ten sich unse­re Gedan­ken haupt­säch­lich dar­um, wann die nächs­ten Anfäl­le kom­men wür­den und wie wir sie ver­mei­den könn­ten. Oft konn­ten wir kei­ne Aus­lö­ser fin­den. Eriks Anfäl­le kamen plötz­lich, manch­mal mit­ten beim Lau­fen, oder er fiel von einer Rut­sche oder einem Klet­ter­ge­rüst wegen eines Anfalls. Auch die Zeit in der Kita war sehr belas­tend für Erik und uns. Es war oft zu laut und über­for­dernd für ihn, sodass ich mei­ne Arbeits­stun­den redu­zie­ren muss­te und Erik stel­len­wei­se nur noch 12 Stun­den pro Woche in die Kita ging.

Wie geht es Erik heu­te?

Erik ist jetzt 8 Jah­re alt und besucht eine För­der­schu­le für Ler­nen mit Teil­ha­be­as­sis­ten­ten. Er geht ver­kürzt zur Schu­le, da er vie­le Ruhe­pha­sen benö­tigt. Die Anfäl­le haben wir mitt­ler­wei­le gut im Griff und kön­nen uns glück­lich schät­zen. Ins­ge­samt hat Erik einen mil­de­ren Ver­lauf und macht der­zeit gute Fort­schrit­te in allen Berei­chen.

Was wünscht Ihr euch für Eriks Zukunft?

Wir hof­fen, dass sich Erik wei­ter­hin so gut ent­wi­ckelt und dass wir sei­ne Anfäl­le wei­ter­hin gut im Griff haben. Natür­lich wün­schen wir uns, dass Erik ein glück­li­ches Leben füh­ren kann. Zudem hof­fen wir, dass die For­schung gute Fort­schrit­te macht und unse­ren Dra­vet-Kämp­fern immer bes­ser gehol­fen wer­den kann.

Wel­chen Rat möch­tet Ihr Eltern geben, die erst vor kur­zem die Dia­gno­se Dra­vet erhal­ten haben?

Wir wünsch­ten, wir könn­ten etwas Klu­ges sagen, das die Angst nimmt, aber die­se Angst kann einem kei­ner neh­men. Doch wir kön­nen sagen: Ihr seid nicht allein. Es gibt Men­schen, die euch ver­ste­hen und wis­sen, was ihr durch­macht. Trotz Dra­vet-Syn­drom kann man durch­aus ein glück­li­ches Leben füh­ren. Dra­vet ist wie eine Wun­der­tü­te – man weiß nicht, was kommt. Aber es gibt Men­schen, die da sind und genau wis­sen, was ihr durch­macht.

Herz­li­chen Dank für das Inter­view und Eure Offen­heit Eure Geschich­te zu erzäh­len.

Foto und Lay­out: © Mela­nie Gartzke