Das US-ame­ri­ka­ni­sche Bio­tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men Encoded The­ra­peu­tics Inc. hat grü­nes Licht für den nächs­ten Schritt in der Ent­wick­lung sei­ner Gen­the­ra­pie ETX101 erhal­ten. Bereits in der ers­ten Hälf­te des Jah­res 2024 soll die kli­ni­sche Stu­di­en­pha­se I in den USA und Aus­tra­li­en star­ten.

Was ist EXT101?

Im Gegen­satz zu ande­ren in der Ent­wick­lung befind­li­chen Gen­the­ra­pien ist EXT101 eine bis­her ein­ma­li­ge, krank­heits­mo­di­fi­zie­ren­de Gen­the­ra­pie und zielt dar­auf ab, die Fehl­funk­ti­on des betrof­fe­nen Gens SCN1A zu regu­lie­ren und damit die Pro­duk­ti­on des NAV 1.1 Pro­te­ins zu erhö­hen.

NaV1.1 ist ein bestimm­ter Typ von Natri­um­ka­nal, der in Ner­ven­zel­len vor­kommt. Die­se Kanä­le spie­len eine wich­ti­ge Rol­le bei der Über­tra­gung von elek­tri­schen Signa­len in unse­rem Ner­ven­sys­tem. Genau­er gesagt, sind Natri­um­ka­nä­le wie NaV1.1 ent­schei­dend für die Erzeu­gung und Wei­ter­lei­tung von Akti­ons­po­ten­tia­len, den elek­tri­schen Impul­sen, die durch Ner­ven­zel­len wei­ter­ge­lei­tet wer­den, um Infor­ma­tio­nen im Kör­per zu über­mit­teln. NaV1.1 ist spe­zi­ell an der Funk­ti­on von inhi­bi­to­ri­schen Inter­neu­ro­nen betei­ligt, die eine wich­ti­ge Rol­le bei der Regu­la­ti­on der neu­ro­na­len Akti­vi­tät im Gehirn spie­len. Sie wir­ken wie eine Art Brem­se, die die elek­tri­sche Akti­vi­tät im Gehirn dämpft. Wenn NaV1.1 in die­sen Zel­len aktiv ist, hilft es dabei, die Ner­ven­ak­ti­vi­tät zu regu­lie­ren und das Gleich­ge­wicht im Gehirn auf­recht­zu­er­hal­ten. Muta­tio­nen oder Funk­ti­ons­stö­run­gen im SCN1A-Gen, das für NaV1.1 kodiert, kön­nen zu ver­schie­de­nen neu­ro­lo­gi­schen Erkran­kun­gen füh­ren, dar­un­ter das Dra­vet-Syn­drom, eine schwe­re Form der Epi­lep­sie.

EXT101 soll die Pro­duk­ti­on des Pro­te­ins erhö­hen. Dies könn­te nicht nur die Anfäl­le redu­zie­ren, son­dern auch ande­re Begleit­erkran­kun­gen ver­bes­sern. In der Ver­gan­gen­heit hat Encoded bereits viel­ver­spre­chen­de Stu­di­en­ergeb­nis­se vor­ge­stellt.

Wel­chen Schritt der Zulas­sung hat ETX101 jetzt genom­men?

Encoded hat die Zulas­sung für kli­ni­sche Pha­se 1 und 2 Stu­di­en in den USA und Aus­tra­li­en erhal­ten. Die­se Stu­di­en namens ENDEA­VOR und WAY­FIN­DER wer­den sich auf jün­ge­re Kin­der kon­zen­trie­ren und tes­ten die Sicher­heit und Wirk­sam­keit von ETX101. Wenn alles nach Plan ver­läuft, könn­ten die­se Stu­di­en bereits in der ers­ten Hälf­te des Jah­res 2024 begin­nen. Ziel ist es, den Wirk­stoff an jeweils vier Kin­dern pro Stu­die zu tes­ten. In den USA wird der Wirk­stoff an Kin­dern zwi­schen 6 Mona­ten und 3 Jah­ren getes­tet. In Aus­tra­li­en liegt die Alters­span­ne der Stu­di­en­teil­neh­men­den bei 3 bis 7 Jah­ren.

Die Hoff­nung ist groß, dass ETX101 nicht nur die Sym­pto­me des Dra­vet-Syn­droms lin­dern, son­dern auch sei­ne Ursa­che behan­deln kann. Das wäre ein Durch­bruch für die Behand­lung des Dra­vet-Syn­droms. Die Ent­wick­lung von ETX101 beruht auf inten­si­ver For­schung und Test­rei­hen. Encoded hat in der Ver­gan­gen­heit bereits viel­ver­spre­chen­de Ergeb­nis­se erzielt.

Wie wird ETX101 ver­ab­reicht und was genau macht es in der Gehirn­zel­le?

ETX101 ist zunächst eine Sin­gle-Shot The­ra­pie. Das heißt, das Medi­ka­ment wird nur 1x ver­ab­reicht. Das Ein­brin­gen des Medi­ka­men­tes geht lei­der nicht über die Venen, son­dern es muss direkt in die Hirn­ven­tri­kel gege­ben wer­den, da es die Blut-Hirn-Schran­ke nicht über­win­den kann. Die­ses Ver­fah­ren nennt sich intra­ze­re­bro­ven­tri­ku­lä­re Injek­ti­on und wird durch Neu­ro­chir­ur­gen durch­ge­führt. In der Neu­ro­chir­ur­gie zählt die­ses Ver­fah­ren zu den siche­ren Stan­dard­ver­fah­ren.

ETX101ist ein Medi­ka­ment, das als Trans­por­ter einen inak­ti­vier­ten also nicht krank machen­den Virus ent­hält. Die­ses Virus trägt das wir­ken­de Mole­kül in die Zel­le und in den Zell­kern. Hier gibt es 2 DNA-Strän­ge, wovon der eine den funk­ti­ons­tüch­ti­gen schnel­len Natri­um­ka­nal rich­tig kodiert und der ande­re pro­du­ziert auf­grund der Muta­ti­on im SCN1a-Gen kei­nen funk­ti­ons­tüch­ti­gen Na-Kanal. Das Wirk­mo­le­kül in ETX101 setzt sich an den gesun­den DNA-Strang und beschleu­nigt bzw. ver­dop­pelt die Her­stel­lung des NAV1.1‑Moleküls, letzt­end­lich sol­len dann genau die benö­tig­te Anzahl an Na-Kanä­len pro­du­ziert wer­den.

Bis­her ist dies welt­weit die ein­zi­ge und ers­te gen­ba­sier­te The­ra­pie des Dra­vet-Syn­droms, die jetzt in die kli­ni­sche Stu­di­en­pha­se ein­tritt. Ein gros­ser Fort­schritt in der The­ra­pie des Dra­vet-Syn­droms.

Wei­te­re Ein­zel­hei­ten fin­den sich auf der Home­page der Phar­ma­fir­ma:

https://encoded.com/programs/etx101-for-dravet-syndrome/

Jetzt wird es span­nend! Eine ers­te Hoff­nung auf Hei­lung…