Ams­ter­dam, 23.–25. April 2025 – Unter dem Mot­to „Sha­ping Chan­ge“ tra­fen sich Patient:innenorganisationen aus ganz Euro­pa zum „Euro­pean Epi­le­psy Pati­ent Advo­ca­cy Group Sum­mit“. Ziel des Tref­fens war es, gemein­sam neue Wege zu fin­den, wie die Ver­sor­gung für Men­schen mit Epi­lep­sie ver­bes­sert wer­den kann. Für den Dra­vet-Syn­drom e.V. nah­men Sil­ke Fle­ge und Nadi­ne Benz­ler an dem von UCB Phar­ma orga­ni­sier­ten Tref­fen teil.

Der Mensch im Mit­tel­punkt

Das zwei­tä­gi­ge Pro­gramm mach­te deut­lich, wie wich­tig die Arbeit von Selbst­hil­fe­or­ga­ni­sa­tio­nen ist. Sie erken­nen, wo Hil­fe fehlt, und ent­wi­ckeln Lösun­gen, die direkt den Fami­li­en hel­fen. Dabei stan­den fol­gen­de The­men im Fokus:

  • Früh­zei­ti­ge Dia­gno­se: Wie lässt sich Epi­lep­sie schnel­ler erken­nen, vor allem bei sel­te­nen For­men wie dem Dra­vet-Syn­drom?
  • Unter­stüt­zung für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge: Wel­che Hil­fe brau­chen Eltern und Fami­li­en, beson­ders kurz nach der Dia­gno­se?
  • Behand­lung im Not­fall: Neue Ansät­ze wie das REST-Sys­tem (Rapid and Ear­ly Sei­zu­re Ter­mi­na­ti­on, also das schnel­le Stop­pen von Anfäl­len) sol­len Anfäl­le früh­zei­tig unter­bre­chen.
  • Digi­ta­le Hil­fen: Neue Apps und Tools sol­len hel­fen, Anfäl­le frü­her zu erken­nen und bes­ser zu behan­deln.

Ein Bei­spiel ist Stac­ca­to® Alpra­zo­lam. Die­ses Medi­ka­ment wird über ein Inha­la­ti­ons­ge­rät ver­ab­reicht und soll hel­fen, Anfäl­le beson­ders früh zu stop­pen. Es ist vor allem für Men­schen gedacht, die ihre Anfäl­le früh­zei­tig bemer­ken (z. B. durch eine soge­nann­te Aura). Bei einem gro­ßen Anfall mit Bewusst­lo­sig­keit ist es nicht geeig­net.

Län­der­über­grei­fen­der Aus­tausch

Ein wich­ti­ger Teil der Tagung war der Blick auf Pro­jek­te aus ande­ren Län­dern:

  • Spa­ni­en: Mit dem Pro­jekt „Spain Sei­zu­re Code“ wird medi­zi­ni­sches Per­so­nal ange­lei­tet, Anfäl­le als Not­fall zu behan­deln. Die Initia­ti­ve Epi­Al­li­ance inte­griert Anfalls­hil­fe in bestehen­de Not­fall­struk­tu­ren.
  • Nie­der­lan­de: Hier ist ein SOS-Arm­band mit QR-Code geplant, das im Not­fall Infor­ma­tio­nen zur betrof­fe­nen Per­son lie­fert.
  • Tsche­chi­en: Das Pro­gramm „Sei­zu­re Safe Schools“ schult Leh­re­rin­nen und Leh­rer für den Umgang mit Anfäl­len im Schul­all­tag. Das Pro­jekt EpiS­top hilft, Kin­der mit Epi­lep­sie bes­ser zu unter­stüt­zen und zu inte­grie­ren.

Die­se Ansät­ze zei­gen, wie kon­kre­te Lösun­gen in ande­ren Län­dern ent­wi­ckelt wer­den – und wie wich­tig es ist, von­ein­an­der zu ler­nen.

Ideen für eine bes­se­re Zukunft

Am zwei­ten Tag wur­de dar­über gespro­chen, wie das Leben für Men­schen mit Epi­lep­sie lang­fris­tig ver­bes­sert wer­den kann. Genannt wur­den unter ande­rem:

  • Anfalls­er­ken­nung mit Weara­bles: Die­se trag­ba­ren Gerä­te sol­len indi­vi­du­ell ange­passt wer­den, damit sie nicht nur auf Bewe­gung, son­dern auch auf ande­re Anfalls­zei­chen reagie­ren.
  • Not­fall­schu­lun­gen in der Aus­bil­dung: Lehr­kräf­te und Erzieher:innen soll­ten bereits im Stu­di­um auf den Umgang mit Anfäl­len vor­be­rei­tet wer­den.
  • Mehr Auf­klä­rung: Die Gesell­schaft soll­te weni­ger Angst vor Anfäl­len haben und wis­sen, wie sie hel­fen kann.
  • Das „Dra­vet-Dorf“: Ein Modell­pro­jekt für ein siche­res und unter­stüt­zen­des Lebens­um­feld für erwach­se­ne Men­schen mit Epi­lep­sie.

Außer­dem ging es dar­um, wie Orga­ni­sa­tio­nen mehr Auf­merk­sam­keit bekom­men kön­nen – zum Bei­spiel durch gemein­sa­me Kam­pa­gnen oder durch direk­te Gesprä­che mit der Poli­tik.

Ein High­light für unse­ren Ver­ein: Ein kur­zes Inter­view mit Nadi­ne über das Leben mit ihrer Toch­ter Mar­la, das im Rah­men der Ver­an­stal­tung auf­ge­nom­men wur­de. Sobald das Video ver­füg­bar ist, ver­öf­fent­li­chen wir es auf unse­rer Web­site und tei­len es in den sozia­len Medi­en.

Fazit

Die Tagung war für den Dra­vet-Syn­drom e.V. eine wert­vol­le Gele­gen­heit zum Aus­tausch mit Orga­ni­sa­tio­nen aus ganz Euro­pa. Beson­ders der Blick auf Lösun­gen aus ande­ren Län­dern hat gezeigt: Vie­les ist mög­lich, wenn man gemein­sam denkt und han­delt.

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