Stoke Therapeutics und Biogen haben am 11. August 2025 bekannt gegeben, dass der erste Patient in der globalen Phase-III-Studie EMPEROR mit Zorevunersen (STK-001) behandelt wurde. Dieser Schritt gilt als zentraler Meilenstein auf dem Weg zur möglichen Zulassung der ersten krankheitsmodifizierenden Therapie für das Dravet-Syndrom. Parallel dazu wurden neue Ergebnisse der offenen Langzeitstudie vorgestellt, die vor allem im Bereich Verhalten und Kognition erneut vielversprechende Verbesserungen zeigen.
Verzögerter Studienstart in Europa
Die EMPEROR-Studie ist zunächst in den USA, im Vereinigten Königreich und in Japan angelaufen. Dort wurden bereits über zehn Studienzentren eröffnet und mehr als 130 potenzielle Teilnehmende identifiziert. Weltweit sind bis zu 70 Standorte geplant. Laut Unternehmensangaben wird der Studienstart in Europa jedoch erst Anfang 2026 erfolgen. Geplant ist die Rekrutierung von rund 170 Patientinnen und Patienten, davon etwa 20 aus Europa.
Studiendesign der EMPEROR-Studie
Nach einer achtwöchigen Baseline-Phase werden die Teilnehmenden per Zufallsprinzip entweder mit Zorevunersen oder mit einer Scheinbehandlung behandelt. Das Studiendesign sieht zwei 70-mg-Ladedosen in den ersten acht Wochen vor, gefolgt von zwei Erhaltungsdosen à 45 mg in Woche 24 und 40. Alle Patientinnen und Patienten setzen während der gesamten Studienlaufzeit ihre Standardtherapie fort.
Anpassungen für europäische Teilnehmende
In Abstimmung mit europäischen Patientenorganisationen hat Stoke das Studiendesign für Europa angepasst. Teilnehmende aus der Placebo-Gruppe sollen hier – anders als in den USA, im Vereinigten Königreich und in Japan – keine Lumbalpunktion erhalten. Stattdessen wird die Scheinbehandlung per einfachem Nadelstich verabreicht.
„Um unser Engagement gegenüber den Patientinnen und Patienten in Europa zu unterstreichen, planen wir nun die Aufnahme einer zusätzlichen Kohorte von mindestens 20 Teilnehmenden, bei denen die Scheinbehandlung mittels eines einfachen Nadelstichs verabreicht wird“, erklärte Barry Ticho, Chief Medical Officer bei Stoke Therapeutics, auf der Pressekonferenz. Ziel sei es, die Teilnahme auch in europäischen Studienzentren unter möglichst akzeptablen Bedingungen zu ermöglichen.
Studienziele
Nach 28 Wochen will die Studie vor allem zeigen, ob sich die Zahl der motorischen Anfälle deutlich verändert. Zusätzlich werden über den gesamten Studienzeitraum längerfristige Effekte auf die Anfallskontrolle sowie Veränderungen in Verhalten und Alltagsfähigkeiten untersucht. Nach Abschluss der doppelblinden Phase können alle Teilnehmenden in eine offene Verlängerungsstudie wechseln und dort Zorevunersen erhalten.
Positive Langzeitergebnisse
Neben dem Studienstart wurden auch neue Daten aus der offenen Langzeitstudie präsentiert, die die Ergebnisse aus Phase I und II stützen. Zorevunersen wird weiterhin insgesamt gut vertragen. Häufigste Nebenwirkung ist ein erhöhter Eiweißgehalt im Nervenwasser (Liquorproteinerhöhung), der bisher meist ohne klinische Symptome blieb. Lediglich ein Patient hat die Behandlung abgebrochen.
Die Drei-Jahres-Daten zeigen eine anhaltend deutliche Reduktion der Anfallsfrequenz. Besonders bemerkenswert sind die Verbesserungen in kognitiven und verhaltensbezogenen Fähigkeiten, gemessen mit der sogenannten Vineland-3-Skala. Diese erfasst unter anderem Kommunikation, motorische Fähigkeiten, soziale Kompetenzen und Alltagsfertigkeiten. Die Ergebnisse unterstreichen, dass Zorevunersen nicht nur ein weiteres Anfallsmedikament sein könnte, sondern ein Therapieansatz mit echtem krankheitsmodifizierendem Potenzial.
Wie geht es weiter?
Mit dem Beginn der Phase-III-Studie in den USA, im Vereinigten Königreich und in Japan ist ein bedeutender Schritt Richtung Zulassung erfolgt. Die Hoffnung wächst, dass Zorevunersen das erste Medikament werden könnte, das nicht nur Symptome lindert, sondern den Krankheitsverlauf beim Dravet-Syndrom grundlegend beeinflusst. Mit Ergebnissen der Phase-III-Studie ist laut Stoke allerdings frühestens im zweiten Halbjahr 2027 zu rechnen. Wir werden hier im Blog weiter über die Fortschritte berichten.
Hier geht es zur Pressemitteilung von Stoke.
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