Das US-ame­ri­ka­ni­sche Bio­tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men Sto­ke The­ra­peu­tics Inc. ver­öf­fent­licht neue Daten, die das Poten­zi­al für STK-001 als ers­tes krank­heits­mo­di­fi­zie­ren­des Medi­ka­ment zur Behand­lung von Pati­en­ten mit Dra­vet-Syn­drom unter­stüt­zen.

Was ist STK-001 und wie soll es wir­ken?

STK-001 ist ein pro­prie­tä­res Anti­sen­se-Oli­go­nu­kleo­tid (ASO) und wird in die Zere­bro­s­pi­nal­flüs­sig­keit inji­ziert, die das Gehirn und das Rücken­mark umgibt. Als ASO bezeich­net man syn­the­ti­sche Nukle­in­säu­ren. Die­se fin­den Ver­wen­dung in der Gen­tech­nik und in der The­ra­pie gene­tisch beding­ter Erkran­kun­gen.

STK-001 wur­de ent­wi­ckelt, um die Pro­duk­ti­on eines Schlüs­sel­pro­te­ins im NaV1.1‑Natriumkanal im Gehirn zu erhö­hen. Das Dra­vet-Syn­drom wird durch Funk­ti­ons­ver­lust­mu­ta­tio­nen in SCN1A ver­ur­sacht, die eine ver­min­der­te Akti­vi­tät von Nav1.1 ver­ur­sa­chen, was zu einer feh­len­den neu­ro­na­len Hem­mung führt. Sto­ke geht davon aus, dass STK-001 das Poten­zi­al hat, die ers­te krank­heits­mo­di­fi­zie­ren­de The­ra­pie zu sein, die die gene­ti­sche Ursa­che des Dra­vet-Syn­droms anspricht.

Was zei­gen die neu­en Daten am Ende der Pha­se 1/​2a Stu­die?

Neue Daten aus einer kom­bi­nier­ten Ana­ly­se von 19 kli­nisch aus­wert­ba­ren Pati­en­ten, die mit einer, zwei oder drei Dosen von 70 mg behan­delt wur­den, zeig­ten eine erheb­li­che Ver­rin­ge­rung der Häu­fig­keit von Krampf­an­fäl­len zusätz­lich zu den Anti­epi­lep­ti­ka, die die Pati­en­ten ein­nah­men. Die durch­schnitt­li­che Reduk­ti­on lag bei von 85 Pro­zent nach 3 Mona­ten und 74 Pro­zent nach 6 Mona­ten nach der letz­ten Dosis.

Die Daten aus den offe­nen Erwei­te­rungs­stu­di­en SWAL­LOW­TAIL (OLE) und LONGWING (OLE), die dar­auf abziel­ten, die lang­fris­ti­ge Sicher­heit und Ver­träg­lich­keit von wie­der­hol­ten Dosen mit 30 mg und 45 mg von STK-001 zu bewer­ten, zeig­ten eben­falls viel­ver­spre­chen­de Ergeb­nis­se. Neben einer dau­er­haf­ten Redu­zie­rung von Anfäl­len zeig­ten sich kli­nisch signi­fi­kan­te Ver­bes­se­run­gen in den Fähig­kei­ten wie Kom­mu­ni­ka­ti­on, Ver­hal­ten, Sozia­li­sa­ti­on und Bewe­gung.

Wie gut wur­de das Medi­ka­ment von den Stu­di­en­teil­neh­men­den ver­tra­gen?

Laut Sto­ke The­ra­peu­tics wur­de das Medi­ka­ment von den Stu­di­en­teil­neh­mern im All­ge­mei­nen gut ver­tra­gen. In den Stu­di­en hat­ten 30 Pro­zent der Pati­en­ten ein behand­lungs­be­ding­te Neben­wir­kun­gen, das mit dem Stu­di­en­me­di­ka­ment zusam­men­hing.

Die häu­figs­ten Neben­wir­kun­gen waren Liquor­pro­te­in­er­hö­hun­gen und Erbre­chen. Letz­te­res trat als Fol­ge von Stress, Anäs­the­sie oder ande­ren phy­si­schen oder emo­tio­na­len Belas­tun­gen auf, die mit dem Ver­fah­ren ver­bun­den sind. Als Liquor­pro­te­in­er­hö­hung wird der Anstieg der Pro­te­in­kon­zen­tra­ti­on im Liqu­or cere­bro­s­pi­na­lis (CSF), auch bekannt als Hirn-Rücken­marks­flüs­sig­keit, bezeich­net. Die­se Flüs­sig­keit umgibt das Gehirn und das Rücken­mark und spielt eine wich­ti­ge Rol­le bei der Auf­recht­erhal­tung des zen­tra­len Ner­ven­sys­tems. Ein erhöh­ter Pro­te­in­ge­halt im Liqu­or kann auf ver­schie­de­ne Zustän­de hin­wei­sen, ein­schließ­lich Infek­tio­nen, Ent­zün­dun­gen, neu­ro­lo­gi­schen Erkran­kun­gen oder ande­ren Stö­run­gen.

Rund 22 Pro­zent der Pati­en­ten erleb­ten schwer­wie­gen­de uner­wünsch­te Neben­wir­kun­gen wäh­rend der Behand­lung. Die­se Neben­wir­kun­gen wur­den jedoch über­wie­gend als nicht mit dem unter­such­ten Medi­ka­ment in Ver­bin­dung ste­hend bewer­tet, mit Aus­nah­me eines vor­her gemel­de­ten Falls, in dem ein Pati­ent ver­mut­lich uner­war­te­te schwer­wie­gen­de Neben­wir­kun­gen erlitt.

Beson­ders inter­es­sant war die Beobachtung einer erhöh­ten Häu­fig­keit von erhöh­ten Pro­te­in­spie­geln im Liqu­or cere­bro­s­pi­na­lis in den offe­nen Lang­zeit­ver­län­ge­rungs­stu­di­en (OLEs). Von den Pati­en­ten in den OLEs wie­sen 74 Pro­zent min­des­tens einen CSF-Pro­te­in­spie­gel von über 50 mg/​dL auf. Trotz die­ser Pro­te­in­er­hö­hun­gen wur­den kei­ne kli­ni­schen Sym­pto­me bei den betrof­fe­nen Pati­en­ten beob­ach­tet.

Wie geht es wei­ter?

Sto­ke The­ra­peu­tics gab neben den Stu­di­en­ergeb­nis­sen bekannt, dass die Zulas­sungs­be­hör­de in den USA (FDA) die Frei­ga­be für die Behand­lung von drei Dosen über 70 mg mit STK-001, gefolgt von einer fort­ge­setz­ten Dosie­rung über 45 mg, geneh­migt hat. Auf Basis die­ser Geneh­mi­gung und den Stu­di­en­ergeb­nis­sen plant das Unter­neh­men eine Zulas­sungs­stu­die mit drei Anfangs­do­sen über 70 mg, gefolgt von einer fort­ge­setz­ten Dosie­rung von 45 mg. Wei­te­re Ein­zel­hei­ten fin­det ihr auf der Home­page von Sto­ke The­ra­peu­tics.

Wann die Zulas­sungs­stu­die star­tet, ist bis­lang noch nicht bekannt. Wir sind gespannt auf die nächs­ten Schrit­te und hal­ten euch über die For­schungs­ent­wick­lun­gen hier auf dem Blog auf dem Lau­fen­den.