Füt­te­rungs­stö­run­gen wie Appe­tit­lo­sig­keit, Schluck­pro­ble­me und Gewichts­ver­lust sind häu­fi­ge Beglei­ter des Dra­vet-Syn­droms. Die­se Pro­ble­me kön­nen so schwer­wie­gend wer­den, dass eini­ge Betrof­fe­ne auf eine per­ku­ta­ne endo­sko­pi­sche Gas­trosto­mie (PEG-Son­de) ange­wie­sen sind. Als PEG-Son­de bezeich­net man eine künst­li­che Ernäh­rung durch einen ange­leg­ten künst­li­chen Zugang von außen durch die Bauch­de­cke in Magen oder Dünn­darm.

Eine retro­spek­ti­ve Stu­die im Ver­ei­nig­ten König­reich hat nun die Aus­wir­kun­gen von Füt­te­rungs­stö­run­gen und den Bedarf an PEG-Son­den bei über 120 Dra­vet-Betrof­fe­nen unter­sucht, mög­li­che Risi­ko­fak­to­ren iden­ti­fi­ziert und die Erfah­run­gen der Pfle­ge­per­so­nen mit PEG-Son­den beleuch­tet.

Füt­te­rungs­stö­run­gen bei Dra­vet: Eine unter­schätz­te Her­aus­for­de­rung

Füt­te­rungs­stö­run­gen haben trotz ihrer schwer­wie­gen­den Aus­wir­kun­gen auf die Lebens­qua­li­tät von Dra­vet-Betrof­fe­nen bis­her wenig Auf­merk­sam­keit erhal­ten. Die bri­ti­sche Stu­die zeigt jedoch, dass mehr als die Hälf­te der Teil­neh­mer For­men von Füt­te­rungs­stö­run­gen auf­wies, die bereits im Durch­schnitts­al­ter von 13 Jah­ren auf­tra­ten. Die­se Schwie­rig­kei­ten äußer­ten sich oft durch Appe­tit­lo­sig­keit, Gewichts­ver­lust und man­geln­de Gewichts­zu­nah­me. Die Wei­ge­rung, Medi­ka­men­te auf­grund von Appe­tit­lo­sig­keit ein­zu­neh­men, wur­de eben­falls häu­fig beob­ach­tet. Inter­es­san­ter­wei­se wur­den die­se Pro­ble­me in jedem Lebens­al­ter von Dra­vet-Betrof­fe­nen beob­ach­tet, von der frü­hen Kind­heit bis ins Erwach­se­nen­al­ter.

Wel­che Aus­wir­kun­gen haben Füt­te­rungs­stö­run­gen auf Dra­vet-Betrof­fe­ne?

Füt­te­rungs­stö­run­gen kön­nen schwer­wie­gen­de Fol­gen haben, die oft umfang­rei­che Unter­su­chun­gen oder Kran­ken­haus­auf­ent­hal­te erfor­dern. Gewichts­ver­lust oder man­geln­de Gewichts­zu­nah­me sind laut Stu­die nach Appe­tit­lo­sig­keit der zweit­häu­figs­te Grund für die Not­wen­dig­keit einer PEG-Son­de. Mehr als die Hälf­te der Stu­di­en­teil­neh­men­den lei­den unter Wachs­tums- und Gewichts­pro­ble­men. Wäh­rend Kin­der mit Dra­vet-Syn­drom oft eine zier­li­che­re Sta­tur und ein gerin­ge­res Kör­per­ge­wicht auf­wei­sen, wur­den bei Erwach­se­nen signi­fi­kan­te Gewichts­ver­lus­te und nied­ri­ge Body-Mass-Index-Wer­te fest­ge­stellt.

PEG-Son­de bei Dra­vet: Wel­che Rol­le spie­len Anti­epi­lep­ti­ka?

In der Stu­die benö­tig­ten 17 Pro­zent der Dra­vet-Betrof­fe­nen eine PEG-Son­de, und bei wei­te­ren 5 Pro­zent wur­de die­se bereits in Betracht gezo­gen. Das Durch­schnitts­al­ter bei der Son­den­le­gung lag bei 17 Jah­ren.

Die Ursa­chen für Füt­te­rungs­stö­run­gen und die damit ver­bun­de­ne Not­wen­dig­keit einer PEG-Son­de beim Dra­vet-Syn­drom sind viel­fäl­tig und oft unbe­kannt. Die Stu­die iden­ti­fi­ziert jedoch meh­re­re Fak­to­ren, die das Risi­ko erhö­hen kön­nen. Dazu gehört die Behand­lung mit ver­schie­de­nen Anti­epi­lep­ti­ka wie Topi­ra­mat, Stiri­pen­tol, Can­na­bi­di­ol, die keto­ge­ne Diät und Fen­flu­ra­min. Die­se The­ra­pien sind bekannt dafür, den Appe­tit zu ver­rin­gern und Gewichts­ver­lust zu ver­ur­sa­chen.

Die Ergeb­nis­se der Stu­die zei­gen, dass Medi­ka­men­ten­än­de­run­gen bei eini­gen Dra­vet-Betrof­fe­nen den Beginn von Füt­te­rungs­schwie­rig­kei­ten mar­kie­ren. Es konn­te jedoch nicht ein­deu­tig fest­ge­stellt wer­den, ob die­se Pro­ble­me direkt durch die Medi­ka­men­ten­än­de­run­gen ver­ur­sacht wur­den oder ande­re Fak­to­ren der Krank­heit für die Füt­te­rungs­schwie­rig­kei­ten ver­ant­wort­lich sind. Auch nach­dem die betref­fen­den Medi­ka­men­te redu­ziert oder abge­setzt wur­den, benö­tig­ten knapp ein Vier­tel bis die Hälf­te der Betrof­fe­nen wei­ter­hin eine PEG-Son­de.

Abbildung, wo Magensonden im Körper platziert werden.

Wel­che Erfah­run­gen haben Pfle­gen­de mit der PEG-Son­de gesam­melt?

Die Stu­die erfass­te auch die Sicht von 65 Pfle­ge­per­so­nen im Umgang mit der PEG-Son­de. Vor der Son­den­ein­füh­rung äußer­ten 88 Pro­zent der Betreu­er Sor­gen, dar­un­ter Angst vor ver­se­hent­li­chem Her­aus­zie­hen der Son­de und Infek­ti­ons­ri­si­ken. Vie­le Pfle­gen­de fühl­ten sich schlecht infor­miert und wünsch­ten sich mehr Auf­klä­rung über die PEG-Son­de. Nach der Ein­füh­rung der Son­de ver­bes­ser­ten sich die Mei­nun­gen erheb­lich, beson­ders in Bezug auf die Lebens­qua­li­tät und die Gesund­heit der Dra­vet-Betrof­fe­nen.

Bedeu­tung der Stu­die

Die Stu­die zeigt deut­lich, dass Füt­te­rungs­schwie­rig­kei­ten beim Dra­vet-Syn­drom häu­fig sind und eine PEG-Son­de not­wen­dig machen. Pfle­ge­per­so­nen soll­ten früh­zei­tig und umfas­sen­de Infor­ma­tio­nen erhal­ten, um Ängs­te zu min­dern und Ver­zö­ge­run­gen zu ver­mei­den. Die Stu­die weist dar­auf hin, dass eine regel­mä­ßi­ge Über­wa­chung des Ernäh­rungs­zu­stands der Dra­vet-Betrof­fe­nen wich­tig ist, und ein mul­ti­dis­zi­pli­nä­rer Ansatz soll­te bei Bedarf ein­ge­setzt wer­den. PEG-Son­den kön­nen eine siche­re und effek­ti­ve Lösung für die Ernäh­rungs­pro­ble­me beim Dra­vet-Syn­drom bie­ten und zu posi­ti­ven gesund­heit­li­chen Ergeb­nis­sen füh­ren.

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