Familien mit einem Kind, das am Dravet-Syndrom erkrankt ist, stehen vor besonderen Herausforderungen. Die tägliche Pflege und intensive Betreuung lassen oft wenig Raum für eine Auszeit oder den Alltag. Doch welche Möglichkeiten zur Entlastung gibt es? Wo lassen sich zuverlässige Betreuungskräfte finden, und wie ist die Finanzierung geregelt? Für viele Eltern – insbesondere Alleinerziehende – eine schwierige Frage. Je nach Pflegegrad können unterschiedliche Entlastungsleistungen in Anspruch genommen werden. Mit der Pflegereform stehen 2025 einige Änderungen bevor.
Intensive Betreuung und hohe Pflegeanforderung
Das Leben mit einem Dravet-Kind verlangt den betroffenen Familien viel ab. Der Alltag ist geprägt von medizinischen und pflegerischen Anforderungen, die kontinuierlich Anpassung und Organisation erfordern. Viele Eltern finden sich plötzlich in der Rolle der Experten wieder – sowohl für die Pflege als auch für medizinische und therapeutische Entscheidungen.
Aufgrund der seltenen Erkrankung gibt es nur wenig spezialisierte Hilfe, sodass Familien häufig eigenständig Informationen über Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten sammeln müssen. Neben den körperlichen Anforderungen geht dies mit einer hohen emotionalen Belastung einher. Die vielen Stunden in Arztpraxen, Therapien und Wartezimmern fordern sowohl Eltern als auch Geschwisterkinder heraus und verändern den Blick auf das tägliche Leben nachhaltig.
Berufliche Einschränkungen und finanzielle Belastungen
Die Betreuung eines pflegebedürftigen Kindes erschwert oft eine berufliche Tätigkeit – vor allem für Alleinerziehende. Unerwartete Krankenhausaufenthalte oder Krankheitsphasen erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Das Pflegegeld ist in solchen Fällen oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein und reicht häufig nicht aus, um die finanziellen Anforderungen abzudecken. Viele Familien geraten so in ein Dilemma zwischen Pflegeaufgaben und finanzieller Absicherung.
Leistungen im Überblick
Betreuungsleistungen – Entlastungsbetrag
Pflegebedürftige in allen Pflegegraden können monatlich 125 Euro für zusätzliche Betreuungsleistungen beantragen. Diese können für haushaltsnahe Dienstleistungen, Betreuung oder Entlastung im Alltag genutzt werden. Er wird ab 2025 auf 131 € pro Monat erhöht und bleibt zweckgebunden.
Kurzzeitpflege
Kurzzeitpflege bietet Entlastung, wenn die Pflegeperson vorübergehend ausfällt oder das pflegebedürftige Kind eine besonders intensive Betreuung benötigt. Die Pflegekasse übernimmt die Kosten für bis zu 8 Wochen pro Jahr, maximal 1.774 Euro. Nicht genutzte Mittel aus der Verhinderungspflege (bis zu 806 Euro) können auf die Kurzzeitpflege übertragen werden, was den Höchstbetrag in 2024 auf 2.580 Euro.
Verhinderungspflege
Auch die Verhinderungspflege bietet pflegenden Angehörigen Entlastung, da sie in der Regel in der häuslichen Umgebung erbracht wird. Verhinderungspflege wird genutzt, wenn die pflegende Person vorübergehend verhindert ist und steht bis zu sechs Wochen im Jahr zur Verfügung. Die Leistungen betragen bis zu 1.612 Euro jährlich, ebenfalls mit der Möglichkeit einer Aufstockung durch Kurzzeitpflege-Mittel (bis zu 806 Euro). Wichtig: Verhinderungspflege kann auch stundenweise in Anspruch genommen werden, ohne dass das Pflegegeld gekürzt wird (bei weniger als 8 Stunden pro Tag). Voraussetzung ist, dass die pflegende Person das Kind mindestens sechs Monate in der häuslichen Umgebung betreut hat.
Geplante Änderungen ab 2025
Ab 2025 treten umfangreiche Reformen in Kraft, die die Pflege für Angehörige flexibler und finanziell attraktiver gestalten sollen.
Neues gemeinsames Entlastungsbudget
Ab Juli 2025 wird ein einheitliches Jahresbudget von 3.539 Euro für Verhinderungs- und Kurzzeitpflege eingeführt. Damit können Familien die Mittel je nach Bedarf flexibel einsetzen. Zudem wird die Vorpflegezeit für alle Pflegegrade abgeschafft, was den Zugang zu diesen Leistungen erleichtert.
Pflegesachleistungen: Kein Verfall der Ansprüche mehr
Während das Pflegegeld direkt an die Pflegeperson ausgezahlt wird, dient die Pflegesachleistung dazu, professionelle Pflegekräfte zu finanzieren. Beträge für Pflegesachleistungen in den Pflegegraden 4 und 5 verfallen ab 2025 nicht mehr. Das bedeutet, dass nicht genutzte Gelder angespart und später verwendet werden können. Dies bietet Betroffenen eine größere finanzielle Planungssicherheit.
Zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten im Alltag
Viele Familien schöpfen die finanziellen und personellen Ressourcen zur Entlastung ihrer Pflegearbeit nicht vollständig aus, sei es aus Unkenntnis oder aufgrund fehlender Zugänge zu speziellen Angeboten. Daher lohnt es sich, verschiedene Optionen zu prüfen, die den Alltag vereinfachen können:
- Prüfung des Pflegegrades: Eine Anpassung des Pflegegrades kann unter Umständen mehr finanzielle Unterstützung bieten.
- Familienunterstützende Dienste: Angebote von Organisationen wie Caritas oder Lebenshilfe können wertvolle Unterstützung bieten.
- Beantragung von Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege: Wenn dringend eine Auszeit nötig ist oder eine Erkrankung die Pflege erschwert.
- Haushaltshilfe über die Krankenkasse: Insbesondere bei akuten Engpässen kann eine Haushaltshilfe beantragt werden.
- Unterstützung durch Familie und Freunde: Verwandte oder Freunde können durch kleine Hilfen im Alltag, z. B. bei Einkäufen oder der Betreuung von Geschwisterkindern, entlasten.
- Nachbarschaftshilfe oder Stiftungen: Lokale Netzwerke und Stiftungen, die Kinder mit Behinderungen unterstützen, können ebenfalls eine Anlaufstelle sein.
- Ehrenamtliche und Praktikanten: Ehrenamtliche oder angehende Heilerziehungspfleger bieten oft flexible und stundenweise Unterstützung.
Fazit: Sich rechtzeitig Hilfe zu suchen, entlastet Familien nicht nur im Alltag, sondern schafft auch Freiräume, um die eigenen Kräfte zu schonen. Die vielfältigen Unterstützungsoptionen zeigen, dass niemand alleine vor dieser Herausforderung stehen muss. Die Reformen ab 2025 schaffen neue Möglichkeiten, diese Unterstützung flexibel zu gestalten. Angehörige sollten sich frühzeitig informieren und Leistungen gezielt beantragen, um den Pflegealltag besser zu bewältigen.
Das Annehmen von Hilfe und gegenseitige Unterstützung sind der Schlüssel, um die Balance zu halten und langfristig Kraft zu schöpfen.